Schon der Ur-Opa löschte Feuer

Der neue Verbandswehrleiter setzt Familientradition fort - Horst Piovesan: Die Jugend ist die Zukunft der Wehr

Wehrleiter zum Anfassen möchte er sein: Mit dieser Maxime betritt Horst Piovesan, der neue Feuerwehrleiter der Verbandsgemeinde Linz, die Kommandobrücke, auf der er Hans-Dieter Reufels nach zwölfjähriger Amtstätigkeit ablöst. Acht Löschzüge und eine über 200 Mann starke Mannschaft stehen jetzt unter dem Kommando des 45-jährigen Vettelschoßers.

 

LINZ. Mit seiner Leidenschaft für die Feuerwehr setzt Horst Piovesan, der neue Feuerwehr-Chef der Verbands­gemeinde Linz, eine Familientradition fort. Schon der Urgroßvater hat zu Kaisers Zei­ten bei der Feuerwehr an der Kübelspritze gestanden, wenn es brannte. Davon zeugt noch ein alter Orden. Dieser liegt „in der Schachtel bei den anderen". Die anderen sind Auszeichnungen, die inzwischen auch der Urenkel erhalten hat in der Zeit seiner Feuerwehrlaufbahn, in der sich Ausbildung an Ausbildung gereiht hat.

Wenn der kürzlich ernannte Wehrleiter in Erinnerungen an seine erste Begegnung mit der Feuerwehr schwelgt, denkt er weit zurück. Denn das Interesse für die Floriansjünger wurde bei ihm schon im Kindesalter geweckt. Kein Wunder, war doch auch der Vater ein Feuerwehrmann und die wöchentlichen Übungen der Feuerwehr neben dem Schulhaus waren für den Jungen so verlockend, dass er darum sogar auch einmal beim Unterricht vermisst wurde. Mit 16 Jahren trat Horst Piovesan in die Feuerwehr von Leutesdorf ein.

Damals hätte er es sich nicht träumen lassen, dass er einmal das Sagen über die Wehren in der Verbandsgemeinde Linz haben und zudem auch noch Feuerwehr-Ausbilder im Kreis Neuwied sein würde. Insbesondere für Letzteres nahm er selbst an zahlreichen Lehr­gängen teil.

Weil es seinerzeit noch kei­ne Ausbildung auf Kreisebene gab, ließ sich Horst Piovesan zunächst in der Leutesdorfer Wehr ausbilden. 1977 besuchte er seinen ersten Lehrgang in der damaligen Landesfeuer-wehrschule in Koblenz-Oberwerth. 1987 zog er mit seiner Familie nach Vettelschoß und wurde 1990 Mitglied der dortigen Feuerwehr. 1991 wurde er Kreisausbilder der Freiwilli­gen Feuerwehr im Kreis Neuwied, 1992 Gruppenführer und 1994 Zugführer. Schon vorher hatte ihn auch der Gedanke, auf dem Gebiet des Katastrophenschutzes ebenfalls „bestens geschult" zu sein, nicht mehr losgelassen.
 

Während seines sechsjährigen Engagements (1983 bis 1988) beim Technischen Hilfswerk (THW) stieg Horst Piovesan dort bis zum Gruppenführer auf. Diese Erfahrung beim THW kommt ihm heute bei seiner neuen Aufgabe als Verbandsgemeindewehrleiter zugute. „Dadurch fällt uns die Zusammenarbeit mit dem THW bei gemeinsamen Einsätzen leichter."

In seiner neuen Funktion warten zusätzlich andere Auf­gaben auf Horst Piovesan. Er hat sich darauf gut vorbereitet: So konnte er seinem Vorgänger Hans-Dieter Reufels für einige Monate über die Schulter schauen. „Da habe ich schon gemerkt, dass viel Arbeit auf mich zukommt. Dieter Reufels hat hervorragende Arbeit ge­leistet, eine gut ausgerüstete und ausgebildete Wehr auf die Beine gestellt. Davor habe ich Respekt," sagt Piovesan.

Er möchte jetzt die Aus- und Fortbildung der Führungs­kräfte und die der Mannschaf­ten forcieren. Gleichzeitig will er durch spezielle Grundlehrgänge den jungen Leuten den Weg in die Feuerwehr öffnen. Außerdem strebt er die Wie­derbelebung der „Fachaus­schüsse" an, die den Entschei­dungsträgern für Beschaffung zu Rate stehen sollen. Zusätzlich könnten die Mitglieder der „Fachausschüsse" laut Piovesan ihr spezielles Fachwissen an junge Leute weiter geben, so etwa im Bereich Chemieschutz, Atemschutz, Brandschutz und Technische Unfallhilfe.

Nicht nur ehrenamtlich, sondern auch hauptberuflich hat Horst Piovesan mit den technischen Geräten der Feuerwehr zu tun. Von Beruf ist er nämlich als Angestellter im öffentlichen Dienst beim Güteprüfdienst des Beschaffungsamtes des Bundesinnenministeriums in Bonn-Beuel tätig.

Die Familie will Horst Piovesan den Rücken stärken, verrät Ehefrau Herta. Sie, die als Mitarbeiterin bei der Caritas Sozialstation Linz ebenfalls Menschen in Not hilft, unterstützt das Engagement des Familienoberhauptes. Dafür, dass sich die lange Feuerwehrmann-Tradition in der Familie Piovesan fortsetzt, sorgt Sohn Mario bereits: Auch er ist bereits ein aktiver Feuerwehrmann.

 

 

Simone Schwamborn, Rhein-Zeitung 19. Juli 2002